Mittwoch, 05. November 2008, 18 Uhr


Abschiede 1938 - Hans Tietze und Erica Tietze-Conrat

 

und zu Unrecht vergessenen Wissenschaftler und an ein Werk, dessen Bedeutung bis heute nicht geschmälert wurde.
Das Programm für die Veranstaltung in der Wien-Bibliothek
Arif Caglar (Universität Istanbul): Reisetagebuch 1938. Der Versuch einer Annäherung | Almut Krapf (Akademie der bildenden Künste, Wien): Löwe und Eule – Das Kunsthistorikerehepaar Hans Tietze und Erica Tietze-Conrat | Alexandra Caruso (Wien): Hans Tietze und die Gesellschaft zur Förderung moderner Kunst
Moderation: Dir. Dr. Sylvia Mattl-Wurm
Veranstalter: Wiener Vorlesungen - Wissenschafts- und Forschungsförderung (Magistratsabteilung 7)

Im März 1938 kommt ein historischer Prozess zu einem vorläufigen Ende, der über den Justizpalastbrand 1927, die Ausschaltung des Parlaments 1933 und den Bürgerkrieg 1934 die fortschreitende Zerstörung des demokratischen Gemeinwesens der Ersten Republik Österreichs nach sich gezogen hat. Mit dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht und dem willfährigen “Anschluss” an das “Dritte Reich” wird jedoch nicht nur die Unabhängigkeit Österreichs verspielt und seine Bürgerinnen und Bürger einer Diktatur überantwortet, sondern auch das geistige Wien der Zwischenkriegszeit vernichtet. Mit der Verfolgung der Juden und Jüdinnen und der politisch Andersdenkenden wird ein intellektueller, künstlerischerund kultureller Mikrokosmos vernichtet, der sich im Wien des Fin de Siècle herausgebildet hatte und der trotz schwierigster wirtschaftlicher und politischer Umstände nach dem großen Krieg als Labor der geistigen Avantgarden erhalten blieb. 1938 findet diese Werkstätte des europäischen Geistes ihr gewaltsames Ende: Die geistige Elite der Stadt emigriert – sofern sie nicht schon vor dem Ständestaatins Ausland geflüchtet ist –, wird in den Folgejahren ermordet oder in den Untergrund bzw. in das innere Exil gezwungen. Das Wien von Sigmund Freud, Elias Canetti, Hermann Broch, Paul Lazarsfeld, Marie Jahoda und vielen, vielen anderen Botschafterinnen und Botschaftern einer emanzipatorischen Moderne hört auf zu bestehen.
Die Stadt hat diesen gewaltsamen Aderlass bis heute nicht verwunden. Das Ziel der Veranstaltungsreihe “Abschiede 1938″ ist es, 70 Jahre danach, an einzelne Facetten dieser historischen Tragödie zu erinnern.

www.wien.gv.at/kultur/abteilung/vorlesungen/termine.html; www.mandelbaum.at/books/764/6882

 

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